Patientenfall von OA Dr. Elmar Brehm, Kepler Universitätsklinikum Linz
Anamnese
Eine zum Diagnosezeitpunkt 50-jährige Patientin wurde im November 2022 nach telefonischem Aviso durch ihre Hausärztin in unserer Lungentumorambulanz des Kepleruniklinikum Linz vorstellig. Vorliegend war eine auswärtige
thorakale CT mit Verdacht auf ein rechts zentrales Bronchialkarzinom, sowie suspekte peritoneale Absiedelungen. Des Weiteren war auswärtig auch ein cerebrales MR durchgeführt worden, das suspekte Filiae cerebellär und links
occipital zeigte. Die Patientin war asymptomatisch, persistierende Raucherin mit kumulativ 30py, in sehr gutem Allgemeinzustand (ECOG 0), ohne wesentliche Komorbiditäten.
Prozedere
Die Diagnosesicherung erfolgte bronchoskopisch mittels Zangenbiopsien aus dem rechten Oberlappen, der sich subtotal verschlossen zeigte mit dem Befund eines Adenokarzinoms der Lunge, PD-L1 TPS 100%. Die molekulargenetische
Aufarbeitung brachte als Ergebnis eine KRAS G12C Mutation mit VAF 6% und eine TP53 Mutation (Exon 7, G244C), die Befunde hinsichtlich EGFR, BRAF, ERBB2, MET14skipping, ALK, ROS1, RET und NRTK waren jeweils unauffällig.
Die ergänzende PET CT Untersuchung bestätigte die ausgedehnte regionäre Lymphknotenmetastasierung, sowie Filiae im Bereich der Nebennieren beidseits und die suspizierte Peritonealkarzinose. Es bestand somit ein Stadium cT4 N3 M1c – Stadium IVB.
Aufgrund des hohen PD-L1 Status wurde primär eine Immunmonotherapie mit Pembrolizumab eingeleitet und beschlossen bei asymptomatischen Hirnmetastasen vorerst das Ansprechen der Systemtherapie abzuwarten. Leider waren nach 3 Zyklen
Monoimmuntherapie sowohl die Primärläsion als auch die Peritonealkarzinose progredient, sodass eine Therapieeskalation mit Ergänzung von Carboplatin/Pemetrexed zur Immuntherapie notwendig wurde. Darunter ergab sich nach 4 Zyklen
eine PR sowohl cerebral als auch thorakoabdominell.
Bereits jedoch im September 2023 (nach weiteren 4 Zyklen Erhaltungstherapie Pembrolizumab) waren sowohl vor allem die thorakoabdominellen Lymphknoten als auch die cerebralen Filiae erneut zunehmend, wenn auch weiterhin
asymptomatisch. Bei rezent stattgehabter Immuntherapie (3 Wochen) wurde mit Sotorasib 120mg 2-0-0 einschleichend begonnen und bei guter Verträglichkeit binnen eines Monats auf 8 Tabletten täglich gesteigert. Im Restaging nach 2
Monaten waren schließlich sowohl die Raumforderung rechts zentral/rechter Oberlappen als auch die beschriebenen Lymphknoten rückläufig, vor allem jedoch auch die beiden cerebralen Filiae. Aufgrund von intermittierender Diarrhoe
wurde letztendlich im Verlauf 4 Tabletten Sotorasib pro Tag als für die Patientin optimale Dosis identifiziert.
Erfreulicherweise befindet sich die Patientin im Jänner 2025 nach 16 Monaten Sotorasibtherapie weiterhin in Remission.